De guade blaue Schmierfettn

von Christoph Dietrich

Wenn’s Schmierfett gfroren ist, kann ichs schwer ausm Rörl rausdrückn. Wenn’s wärmer wird, kann man das Fett wieder leichter aus der Spritze rauspressn.
Das Walzenlager hat die Kraft beim Reifen nicht mehr ausgehalten – zrissen hots as!
Der Kollege ist so schief gefahren, es hot dem Druck nimma standgehalten.
Es kommt immer drauf an, wos es für Lager san: Kugel-, Walzen-, Schrägrollenlager.
Das Walzenschrägrollenlager hab ich beim Güllefassl ausgebaut, weil’s kaputt war.
Die Belastung kommt auf’s Lager, den Rotor. Dabei kommt’s immer drauf an, wie es
gebaut ist: mit Ölbadgetriebe, mit Schmierfett.
Blaues Schmierfett ist hochwertiges Fett – wie Mähdrescherfett.
Statt dem Schmierfett wird manchmal a mit Gleitmittel geschmiert. Da haben sie a
neues Lager erfunden – warum nehmen wir nicht gleich Gleitmittel für’s Lager? Das
wird ja warm! Nachdem die Maschine ja arbeitet, soll’s Lager nicht warm werden,
verstehst mich?
Schmieren darf man nicht vergessen, weil es sonst zu Schäden führt. Es ist wichtig.
Du musst denken: Die Maschine ist einer Belastung ausgesetzt. Der Druck geht dann
aufs Lager über. In Zell am See waren die Gleitlager. Die werden nur mit Öl
geschmiert, nicht mit Schmierfett.
In Kaprun brauch ma a ganze Tonne Öl. Sonst würd es die Tonnen nicht aushalten.
In Kaprun brauchens sicher a Palette mit Öl. Du musst denken: Es sind ja acht
Hochdruckturbinen! Acht Stück! Auf jeda Seitn. Das glaub i fast ned.
Mi datt intressiern wie vü Öl de brauchn. Also des Getriebe. Damits ned has wird.
Vielleicht braucht Kaprun as ganze. An ganzn Liter voll. Wegn der Übasetzung vom
Getriebe. Des Getriebe muss ja übasetzt werdn, damit des Laga mit Öl vull wird.
Die Komponenten eines Schmierfetts san Grundöl. Wast, warum i des nie gwusst
hab? Weil is ned glernt hab! Des Schmierfett is so schön gelb – wie die
Sunnencreme. Da kommt a nu a weißes Pulver eini. Des kommt in die Tromml rein
wos Rührwerk is. Additive halt. Damits zähflüssig wird. Des glaub i a.
De guade blaue Schmierfettn haltet die größte Belastung aus. Die ist besser. Wenn
ich jetzt zum Beispiel den Lodewogn hernimm – der hot so a großes Kugelloger
zwischen dem Rotor drinnen. Des is hitzebeständiger. Des stölt ma so ein, dass es
funktioniert. De blaue Schmierfettn haltet jedes Wasser fern.
Es geht darum: Wenn du der Verkäufer bist und i muss mi dann entscheiden,
welches Schmierfett i brauch, damit i alles wieda zum Laufen bring. Des blaue Fett,
wie i scho gsagt hab, des is hitzebeständig, es kann net wegrinnen, walls net
anbrennt wird. Des würdest ma empfehln, des is des beste!
I hab a scho Probleme ghabt mit der Abpickungsrolle. Da hab i den Nippl gsucht,
vielleicht hat der si verdreht. Glaubst i hätt den gfundn mit der Fettspritzn? I hab so
bled gschaut.
Wir san kane Chemika. Wenn ma wöche wärn, würd ma wissen, was des hasn sull.
Monikotfett. Alter Fuchs. Des schwarze. Des Graphitfett. Der Graphit wird zermahlen
und dann gerührt.
Des Problem is des Loga. Des Zylinderrollenlager. De depperten Rollen weichen
aus.
I hob a geile Idee! Des geile kummt jetzt: De probieren jetzt an Schmierbecher
einzubauen mit am Messer drin. Und des druckt dann auf die Logerungen. Also bei
der Windkraft denkt sich die Firma in Graz drinnen, wie man des am besten lösen
könnt. Da habens die Schmierfettbecher entdeckt.
Die Zentralschmieranlag is der Becher. Da is a Messer, des druckt das Fett genau
auf die Lagerung drauf. Damits regelmäßig eingfettet wird. Wennst jetzt zum Beispiel
an klaneren Bagger host, dann brauchst ned absteign. Der hat den Schmierbecher
oben. Da is a Messer drin und des druckt dann des Schmierfett eini. Es war nämlich
immer so schwer, zum Loger zuwi zu kommen.
Soll i da ehrlich sogn, was Hydrauliköl bedeutet? I hab ja daham an Ventilator. Beim
Zug war der Schlauch neben, wo des Hydrauliköl drin war. Dort is des Öl auf den
Ventilator raustropft und es hat zum Brennen angfangen. Des hat niemand gesehen.
Des war bled.
Aber ans muss i sogn: Es gibt vül Schmierfettn, gonz vül. Aber de guade blaue
Schmierfettn is die beste!


Literaturpreis Ohrenschmaus Preisträger DIETRICH Christoph Kurzbiografie

Christoph Dietrich wurde 1983 in Graz geboren. Er ist in einer Künstler-Familie aufgewachsen und ist selbst Maler und Dichter. 2005 hat Christoph die Goldmedaille im Floor Hockey bei den Special Olympics Winter World Games in Nagano gewonnen.


Laudatio
von Eva Jancak:

Der 1983 in Graz geborene Christoph Dietrich scheint ein Schmierfett-Experte zu
sein. Mit knappen klaren und doch sehr lakonischen Worten führt er uns ein in die
Schmierfett- und damit auch in die Farbenlehre, denn da schillert alles von blau zu
gelb oder schwarz und dann wieder zu der guten blauen Schmierfettfarbe zurück.
Oder zur „guaden Schmierfetten“, denn Christoph Dietrich schreibt im Dialekt.

Das heißt, er erzählt uns, so wie man in der Werkstatt, auf der Baustelle eben
spricht, seinen Tagesalltag, sein Leben in der „Schmierfettforschung“, denn „Blaues
Schmierfett ist ein hochwertiges Fett – wie Mähdrescherfett“ und verwendet einen
eigenen, unverwechselbaren Tonfall dabei, der viele Wortneuschöpfungen und
Verwendungsmöglichkeiten schafft, die eigentlich ganz einfach sind.

„Aha!“, sagen wir und halten wahrscheinlich staunend unsere Münder offen, denn
Hand aufs Herz, wer hat die verschiedenen Schmierfettenvarianten und Formen
schon so genau, wie Christoph Dietrich studiert, der uns vom „Kugel- Walzer- und
Schrägrollenlager“ erzählt und genau weiß, wieviel Tonnen Öl in Kaprun benötigt
werden oder in Zell am See, wo es die Gleitlager gibt, die „nur mit Öl nicht mit
Schmierfett beschmiert werden.“

Sehr lakonisch der Text und die Einführung in die Mechanik, die Hydraulik, in die
Technik oder was immer die Gebiete der Schmierfettkunde sind.

Mit knappen klaren Worten und trotzdem sehr eindrucksvoll, bringt der in Graz
geborene, der in einer Künstlerfamilie aufwuchs, Maler und Dichter und außerdem,
man sieht die Vielseitigkeit, noch Gewinner einer Goldmedaille im Floor Hockey bei
den Special Olympics in Nagano, ist, seine Welt zu Gehör. Formuliert leicht und
locker das „Du“, um seine Leser in den Erzählfluß hineinzubringen und die Spannung
zu steigern.

Das macht sehr neugierig von dem unverwechselbaren Ton, der eigenen Sprache,
die Christoph Dietrich schlicht und einfach, wie das Leben eben ist, zu verwenden
weiß, noch mehr zu hören, lesen und zu erfahren, um vielleicht irgendwann ein
kleiner oder auch ein größerer „Schmierfettexperte“ zu werden und „keine Probleme
mehr mit der Abpickungsrolle zu haben“ oder sich vielleicht gar nicht auszukennen,
was „Hydrauliköl“ bedeutet.

Ich gratuliere sehr!


Auszug aus der Jurybegründung
von Eva Jancak:

Mit sehr knappen klaren und doch sehr lakonischen Worten führt uns der 
1983 in Graz geborene Christoph Dietrich in die „Schmierfettlehre ein“, 
hat dabei einen eigenen, unverwechselbaren Tonfall, der viele 
Wortneuschöpfungen und Fabulierungsmöglichkeiten schafft und  formuliert 
leicht und locker das „Du“, um seine Leser in den Erzählfluß 
hineinzubringen und die Spannung zu steigern.


Diesen Text teilen: